15.02.2003
Ankunft & Kleiderprobe
Endlich wieder einmal in Moskau! Die Aeroflot brachte uns heute von Zürich hierher. Wir sind das MINUS72-Expeditionsteam und beabsichtigen, zusammen nach Ojmjakon zu fahren. Oimjakon ist das kälteste Dorf der Erde. Die tiefste dort gemessene Temperatur beträgt minus 71.2 Grad. Wir fahren nach Oimjakon - im Winter. Deshalb heisst unser Vorhaben Expedition MINUS72. Unser Team besteht fast ausschliesslich aus Männern, die schon einmal in Sibirien waren:
Ohne Hans Ryter (Hausi) hätten wir uns wahrscheinlich gar nie auf den Weg gemacht. Er kennt das Land Sacha (Jakutien) und seine Bewohner ausserordentlich gut und verfügt über die notwendigen Kontakte, um so ein Vorhaben auf die Beine zu stellen.
Christian Kopp war der Liebling aller sibirischen Frauen und Navigator der Expedition. Dank seinen lückenlosen Navigations-Daten und seiner Dokumentation könnten wir die Expedition jederzeit wiederholen.
Unser Expeditions-Arzt und Koch war Paul A. Jäggi. Er verstand es meisterhaft, auch unter widrigsten Umständen, unsere Mägen mit kulinarischen Kostbarkeiten zu versorgen. Am tiefsten beeindruckt hat er uns aber, wie er mit Berndeutsch alle interkulturellen Kommunikations-Hindernisse souverän beseitigte. Ausserdem zauberte er stets neue Gadgets aus seinem Rucksack, von deren Existenz wir nicht einmal geträumt hatten.
Urs Twellmann war als Expeditions-Plastiker für den kulturellen Unterbau verantwortlich. Auch nach Stunden auf der Lena konnte man ihn nur mit Mühe zum verlassen des Eises bewegen. Stets sah er neue Formen und Farben, die es zu ergründen galt.
Michael Grossenbacher war unser Berichterstatter und Hüter der Expeditions-Kasse. Zusammen mit Louis und Paul testete er die Minolta-Kameras unter sibirischen Bedingungen.
Unser Expeditions-Fotograf Louis Brem versuchte auch bei Temperaturen unter -30 Grad mit seiner "Hasselblad" die Weiten der sibirischen Taiga auf Film zu bannen, was auch meist gelang.
Sergej Serpinov war der Chef der zuverlässigen und erfahrenen Fahrercrew und fuhr zusammen mit seinem Assistent Gena den "Kamas". Er ist ein erfolgreicher Transportunternehmer aus Sirijanka und nahm schon an einer Lastwagen-Expedition rund um die Welt teil. Wassili fuhr den "Ural" und sprach fast unentwegt "Mat" mit uns.
Für die Geschenk-Buchhaltung war ich, Urs M. Heer, besorgt. Freundliche Spender haben es uns möglich gemacht, dass wir 500 Kinder entlang der Strecke mit Schulsachen versorgen konnten.
Moskau begrüsste uns mit -17 Grad. Zum Akklimatisieren ideal. Gegen 21 Uhr trafen wir in der Wohnung der Kirimows in der Nähe des Komsomolskaja Ploschad ein. Dort lagen bereits unsere Winterkleider bereit. Wattierte Hosen und Jacken, Filzstiefel, Handschuhe und Hasenfell-Mützen. Hausis Freundin Martina hatte uns Namensschilder mit dem Expeditionslogo geschenkt, die wir auf die Jacken nähen konnten. So konnten wir auch die Jacken unterscheiden. Alle trugen Blau ausser Paul, der sich für ein wärmeres Model im Tarnlook und mit Pelzbesatz an der Kaputze entschied.
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