25.09.2002
Abfahrt, Uebernachtung Nomadenfamilie
Heute sind wir zeitig aufgestanden, gefruehstueckt und das Auto beladen. Wir
hatten genug Food und Benzin gebunkert, damit wir die naechsten Tage gut
ueberstehen. Wir waren zu fuenft, Nicolas, Thomas, Simon, ich und Mejet, der
mongolische Fahrer.
Ulan Bator liegt in einem Talkessel, gut geschuetzt vor dem Wind, aber durch
die Industrie und den Verkehr bleibt der Smog in der Stadt.
Wir verliessen die Stadt und fuhren auf einer bruechigen Teerstrasse gegen
Westen. Ich hatte den eindruck, dass auch in der Natur alles unter einer
Dunstwolke (Smog?) war. Die Sicht war sehr eingeschraenkt.
Bald ging es nur noch ueber Sandpisten und querfeldein. Heiteres Geschuettel
und Koepfe am Dach anschlagen inklusive. Naja, hauptsaechlich meiner.
In die Gegend, in die wir fuhren, sah sehr eintoenig aus. Grosse Sandebenen
mit einigen Bueschel Gras, durchsetzt mit einigen Huegel und Steinen. Hie
und da ein Hirte, der auf seinem Pferd die Herde beieinanderhaelt. Gers
(mong. Jurten) sieht man auch einige. Die Flaeche ist enorm gross und so
wenige Leute wohnen hier. Ich habe mich auf dem Weg des oefteren gefragt, wo
die Nomaden das Wasser fuer die vielen Tiere hernehmen. Wasser sieht man
fast keines.
Zu Mittag gegessen haben wir an einem Salzsee. Viel ist bereits verdunstet
und das Weiss des Salzes blieb zurueck. Einige Tierskelette lagen grotesk
herum.
Bei den Attraktionen auf dem Weg waren wir stehts allein. wir haben auch
sonst waehrend diesen 4 Tagen nie andere Touristen zu Gesicht bekommen.
Heute sind vor allem Voegel vor unserem Jeep hergeflogen oder versuchten
eine Art Wettrennen mit uns.
Uebernachtung Nomadenfamilie
In der Naehe eines Sees besuchten wir eine Nomadenfamilie. Echte Nomaden,
keine Touristenfaelschung. Sie sagten, dass sie zwei Kinder haetten.
Irgendwie waren aber immer drei da. Laut Reisebuch kann "etwa 3" 2, 4 oder 5
Kinder bedeuten.
Der Besuch war sehr eindruecklich. Zum guten Glueck hab ich zuvor im
Reisefuehrer ausfuehrlich das Leben und die Regeln in einem Ger gelesen.
Stimmte 1-zu-1 ueberein.
Die Jurte war klein. Wir wurden eingeladen, einzutreten. Die Tuer zeigte
immer gegen Sueden. Auf die Tuerschwelle sollte man nicht treten. Wuerde
schlechtes Omen bedeuten.
In der Mitte des Raumes war ein Ofen mit einem Rohr, dass durch das offene
Dach hinausfuehrte. Rechts vom Eingang ist die Kueche. Im Norden und Osten
stand ein Bett das multifunktional ist: Sitzen, liegen, Nahrung zubereiten
etc. Auf der linken Seite standen einige Kaesten mit allerlei nuetzlichen
Sachen.
Wir wurden gebeten, auf dem Bett und den kleinen Hockern Platz zu nehmen.
sofort erhielt jeder eine Schale gesalzenen Milchtee.
Jede Annahme von Speisen und Getraenken geschieht mit der rechten Hand
unterstuetzt von der linken Hand. Der Unterarm sollte bedeckt sein. Man kann
auch demonstrativ den langen Aermel noch weiter herunterziehen, obwohl er
schon unten ist.
Als naechstes wurde Schnupftabak gereicht, dass mit der aehnlichen Gestik
gereicht wurde. Aus der Schnupftabakflasche musste man mit einem kleinen
Messerchen, dass am Korken ist, den Tabak herausholen.
Begleitet wurde alles durch Neuigkeiten aus der Stadt, das wohin und woher
unsererseits und den Zustand der Herde. Der Sommer war sehr heiss und hatte
kaum Regen. Den Regen, den wir mitbrachten war sehr gut. Wir hatten in den
folgenden Tagen gute Aussichten und strahlende Sonne. Der vergangene Winter
war sehr kalt und sie haben die Haelfte des Pferdebestandes verloren. Die
Herde besteht nun aus 100 Ziegen und Schafen und rund 20 Pferden.
Zu unseren Ehren wurde ein Festmahl zubereitet, dass nur zu sehr besonderen
Anlaessen gemacht wird. Der Mann schnitt das Fleisch, dass er von der Wand
holte in kleine Stuecke, waehrend die Frau auf dem Bett den Teig
vorbereitete. Dann wurde das Fleisch wie Ravioli in den Teig gerollt und
irgendwie gebraten.
Nicolas und ich machten alles mit, probierten von allen Speisen, mit dem
Vertrauen, auch wenn wir noch so bedenken hatten, dass das gut fuer uns ins.
So ehrten wir die Familie. Die beiden anderen zierten sich von einigen, auch
vom Tee, was natuerlich als Beleidigung empfunden werden kann. Man wird
nicht gezwungen, etwas zu essen, was man nicht will, aber zumindest annehmen
und wenig probieren erwartet man. Mir hat alles herrlich geschmeckt. Etwas
nicht ganz ausessen oder -trinken gilt aber nicht als unhoeflich - im
Gegenteil; sie sind stolz, wenn sie uns mehr bieten konnten, als wir zu
verputzen vermochten.
Wir schenkten ihnen eine Wodkaflasche, die dann gleich an Ort und Stelle
vernichtet wurde. Der Gastgeber fuellte ein Schaelchen, segnete mit einem
Spritzer den Himmel und die Erde und reichte jedem mit der gleichen Gestik
das gleiche Schaelchen. Ablehnung ist wieder beleidigend und wird nicht
verstanden. Annehmen und so tun als ob reicht vollkommen. Man prueft nicht
nach, ob man alles getrunken hat. Natuerlich hab ich die Schale in einem Zug
geleert, wie es sich gehoert ;-)
Zum Schlafen wurde nochmals tuechtig eingeheizt, denn die Nacht und
besonders der Morgen ist kalt. Betten freigemacht und Teppiche am Boden
ausgelegt. Wir legten uns hin und dann wurden wir noch mit weiteren Jacken
und Decken zugedeckt. alles schmeckte nach Ziegen. Egal, das Erlebnis war
pur.
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