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last update: 16.02.2021

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25.09.2002

Abfahrt, Uebernachtung Nomadenfamilie

Heute sind wir zeitig aufgestanden, gefruehstueckt und das Auto beladen. Wir hatten genug Food und Benzin gebunkert, damit wir die naechsten Tage gut ueberstehen. Wir waren zu fuenft, Nicolas, Thomas, Simon, ich und Mejet, der mongolische Fahrer.

Ulan Bator liegt in einem Talkessel, gut geschuetzt vor dem Wind, aber durch die Industrie und den Verkehr bleibt der Smog in der Stadt.

Wir verliessen die Stadt und fuhren auf einer bruechigen Teerstrasse gegen Westen. Ich hatte den eindruck, dass auch in der Natur alles unter einer Dunstwolke (Smog?) war. Die Sicht war sehr eingeschraenkt.

Bald ging es nur noch ueber Sandpisten und querfeldein. Heiteres Geschuettel und Koepfe am Dach anschlagen inklusive. Naja, hauptsaechlich meiner.

In die Gegend, in die wir fuhren, sah sehr eintoenig aus. Grosse Sandebenen mit einigen Bueschel Gras, durchsetzt mit einigen Huegel und Steinen. Hie und da ein Hirte, der auf seinem Pferd die Herde beieinanderhaelt. Gers (mong. Jurten) sieht man auch einige. Die Flaeche ist enorm gross und so wenige Leute wohnen hier. Ich habe mich auf dem Weg des oefteren gefragt, wo die Nomaden das Wasser fuer die vielen Tiere hernehmen. Wasser sieht man fast keines.

Zu Mittag gegessen haben wir an einem Salzsee. Viel ist bereits verdunstet und das Weiss des Salzes blieb zurueck. Einige Tierskelette lagen grotesk herum.

Bei den Attraktionen auf dem Weg waren wir stehts allein. wir haben auch sonst waehrend diesen 4 Tagen nie andere Touristen zu Gesicht bekommen.

Heute sind vor allem Voegel vor unserem Jeep hergeflogen oder versuchten eine Art Wettrennen mit uns.

Uebernachtung Nomadenfamilie

In der Naehe eines Sees besuchten wir eine Nomadenfamilie. Echte Nomaden, keine Touristenfaelschung. Sie sagten, dass sie zwei Kinder haetten. Irgendwie waren aber immer drei da. Laut Reisebuch kann "etwa 3" 2, 4 oder 5 Kinder bedeuten.

Der Besuch war sehr eindruecklich. Zum guten Glueck hab ich zuvor im Reisefuehrer ausfuehrlich das Leben und die Regeln in einem Ger gelesen. Stimmte 1-zu-1 ueberein.

Die Jurte war klein. Wir wurden eingeladen, einzutreten. Die Tuer zeigte immer gegen Sueden. Auf die Tuerschwelle sollte man nicht treten. Wuerde schlechtes Omen bedeuten.

In der Mitte des Raumes war ein Ofen mit einem Rohr, dass durch das offene Dach hinausfuehrte. Rechts vom Eingang ist die Kueche. Im Norden und Osten stand ein Bett das multifunktional ist: Sitzen, liegen, Nahrung zubereiten etc. Auf der linken Seite standen einige Kaesten mit allerlei nuetzlichen Sachen.

Wir wurden gebeten, auf dem Bett und den kleinen Hockern Platz zu nehmen. sofort erhielt jeder eine Schale gesalzenen Milchtee.

Jede Annahme von Speisen und Getraenken geschieht mit der rechten Hand unterstuetzt von der linken Hand. Der Unterarm sollte bedeckt sein. Man kann auch demonstrativ den langen Aermel noch weiter herunterziehen, obwohl er schon unten ist.

Als naechstes wurde Schnupftabak gereicht, dass mit der aehnlichen Gestik gereicht wurde. Aus der Schnupftabakflasche musste man mit einem kleinen Messerchen, dass am Korken ist, den Tabak herausholen.

Begleitet wurde alles durch Neuigkeiten aus der Stadt, das wohin und woher unsererseits und den Zustand der Herde. Der Sommer war sehr heiss und hatte kaum Regen. Den Regen, den wir mitbrachten war sehr gut. Wir hatten in den folgenden Tagen gute Aussichten und strahlende Sonne. Der vergangene Winter war sehr kalt und sie haben die Haelfte des Pferdebestandes verloren. Die Herde besteht nun aus 100 Ziegen und Schafen und rund 20 Pferden.

Zu unseren Ehren wurde ein Festmahl zubereitet, dass nur zu sehr besonderen Anlaessen gemacht wird. Der Mann schnitt das Fleisch, dass er von der Wand holte in kleine Stuecke, waehrend die Frau auf dem Bett den Teig vorbereitete. Dann wurde das Fleisch wie Ravioli in den Teig gerollt und irgendwie gebraten.

Nicolas und ich machten alles mit, probierten von allen Speisen, mit dem Vertrauen, auch wenn wir noch so bedenken hatten, dass das gut fuer uns ins. So ehrten wir die Familie. Die beiden anderen zierten sich von einigen, auch vom Tee, was natuerlich als Beleidigung empfunden werden kann. Man wird nicht gezwungen, etwas zu essen, was man nicht will, aber zumindest annehmen und wenig probieren erwartet man. Mir hat alles herrlich geschmeckt. Etwas nicht ganz ausessen oder -trinken gilt aber nicht als unhoeflich - im Gegenteil; sie sind stolz, wenn sie uns mehr bieten konnten, als wir zu verputzen vermochten.

Wir schenkten ihnen eine Wodkaflasche, die dann gleich an Ort und Stelle vernichtet wurde. Der Gastgeber fuellte ein Schaelchen, segnete mit einem Spritzer den Himmel und die Erde und reichte jedem mit der gleichen Gestik das gleiche Schaelchen. Ablehnung ist wieder beleidigend und wird nicht verstanden. Annehmen und so tun als ob reicht vollkommen. Man prueft nicht nach, ob man alles getrunken hat. Natuerlich hab ich die Schale in einem Zug geleert, wie es sich gehoert ;-)

Zum Schlafen wurde nochmals tuechtig eingeheizt, denn die Nacht und besonders der Morgen ist kalt. Betten freigemacht und Teppiche am Boden ausgelegt. Wir legten uns hin und dann wurden wir noch mit weiteren Jacken und Decken zugedeckt. alles schmeckte nach Ziegen. Egal, das Erlebnis war pur.

 

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