Tagebucheinträge

05.10.2002

Beijing

05.-10.10.2002

In Beijing hab ich soviel erlebt und gesehen, dass ich Muehe habe, all meine Erlebnisse zu teilen. Ich werde einfach die besten herauspicken.

In Beijing war ich nicht alleine. Maaike, die in Singapore fuer eine Weile studiert hat, kam nach Beijing und wir entdeckten gemeinsam China bevor sie wieder in die Schweiz zurueckkehrte.

Mein erster Eindruck von Beijing war, Menschen. Massenhaft Menschen. Jemand aus Japan sagte mir, dass er hier mehr Menschen gesehen hat als in Tokio, obwohl ich fuer mich Tokio der Inbegriff von Menschenmassen ist. Nun denn, in Beijing hatte man eine Woche Staatsferien, weil der 1. Oktober Nationalfeiertag ist. Da ist natuerlich alles auf den Beinen.

Zuerst war ich im Beijing International Youth Hostel, dass mitten im Zentrum neben schoenen Hotels und Glaspalaesten ist. Selbstverstaendlich hat man hier einen ganz anderen Eindruck von Beijing, als an anderen Orten. Es hat Shoppingzentren und Foodstrassen.

Spaeter sind wir in ein Youth Hostel in einem Hutong umgezogen. Das war dann nicht mehr klinisch sauber, dafuer war die Atmosphaere exzellent. Es hat einen kleinen Hof wo man am Abend gemuetlich noch ein Bier trinken und sich mit anderen Travellern unterhalten konnte. Hutong's sind die traditionellen Gebiete, wo ein Haus neben dem anderen steht und dazwischen eine kleine Strasse fuehrt. Hier hat man Ruhe und kann das Leben der Einheimischen voll geniessen. Da gibt es keine Wohnsilos oder andere moderne Bauten. Hier herrscht eine besondere Stimmung der Zusammengehoerigkeit. Sie sagen sich selbst, dass ein guter Nachbar besser ist als ein entfernter Verwandter.

Jedenfalls genossen wir die Umgebung mit ihren kleinen Shops, feinen und guenstigen Restaurants und was es sonst noch so an kuriosem gab.

Verpflegung

Das chinesen alles Essen was essbar ist hat sich voll bestaetigt. Von Skorpionen, aufgespiessten gebratenen Kuecken (wo hat es da Fleisch?), Schlagen, Hunde und was es sonst noch so undefinierbares gab, essen sie alles. Apropo Hund. Hund ist hier nicht gleich Hund. Wenn jemand einen Hund spazieren fuehrt, ist das nicht "walking food". Auch hier ist der Hund des Menschen bester Freund. Hunde, insbesondere kleine, sind hier Haustiere.

Im Reisefuehrter wurden zwei Restaurant als vegetarisch klassiert und im Namen steht auch vegetarisch. Das eine ist jedenfalls beruehmt fuer seine irrsinnig feinen Pekingenten. Vegetarisch? Jedenfalls probierten wir das andere Restaurant aus. Das Essen war sehr fein, aber man musste die Speisekarte sehr genau unter die Lupe nehmen, um ja kein Fleisch zu erwischen.

Handeln

Hier wird gehandelt das die Fetzen fliegen. Wir haben reichlich Erfahrung im Handeln gesammelt. Vom ersten Vorschlag kann man ohne Rot zu werden mit 20% als Gegenvorschlag weiterfahren. Wir fingen meistens mit 10% an, bei der Schmerzgrenze ;-). Dann ging es mit weiteren Vorschlaegen, Argumenten und sonstigen Techniken wie 2-fuer-1 weiter. Frueher hatte ich stets skrupel so brutal zu verhandeln, aber irgendwie hab ich jetzt eine sadistische Ader erwischt. Macht irgendwie Spass. Man kann sich nun fragen, ob das fair ist, aber ich hab stets das Gefuehl gehabt, immer noch das doppelte oder so zu bezahlen.

Grosse Mauer in Huanghua

Wir machten einen Tagesausflug an eine wilde Mauer. Wild heisst hier, dass sie noch nicht restauriert wurde, wie an anderen Orten, wo die Touristen zu hunderten oder tausenden herumkraxeln.

Wir fuhren mit der Metro und zwei verschiedenen Busen nach Huanghua. Unterwegs versuchten uns natuerlich die Taxifahren zu ueberzeugen, dass kein Bus nach Huanghua oder erst sehr viel spaeter faehrt. Wir kamen gut und sicher in Huanghua an.

Bevor wir jedoch die Mauer ueberhaupt erreichten, mussten wir ein Stueck Land eines Bauern ueberqueren, der gleich "Wegzoll" verlangte. Da scheinbar einige Touristen kommen, ist diese Idee lukrativ.

Wir sind ziemlich auf der Mauer herumgekraxelt und gewandert und haben in den Tuermen die Aussicht genossen. Die Luft war sehr dunstig, sodass wir leider nicht weit sehen konnten.

Wir haben uns stets gefragt, wie sie all die Steine heraufgeschafft haben und wie sie wohl die Mauer bewacht haben mochten.

Schon bald wollter der naechste Wegzoll haben, fuer die Leiter, die er unterwegs gebaut hatte.

Kurz vor dem hoechsten Punkt wurde es so steil, dass wir fast klettern mussten. Zum guten Glueck hatte es auf beiden Seiten Mauern, wo wir uns festhalten konnten.

Beim Hinuntersteigen auf der anderen Seite war es schlimm. Ich bin nicht gerade schwindelfrei und habe Angst vor Hoehe. Zu Anfang gab es keine Mauern, wo man sich halten konnte un es ging steil auf 3 Seiten hinuntern. Puh, nie wieder.

Am Grund wollte der naechste Bauer seinen Wegzoll haben. Dieses ganze gehabe hat mich schon genervt.

Dr. Xi, Temple of Heaven

Als wir am Abend nach einer Velotour (hier in Beijing ist es so einfach und gut, mit dem Velo herumzukommen) aus einer Unterfuehrung kamen, wurden wir von einem Herrn angesprochen. Er war sehr daran interessiert, woher wir kamen, was wir tun und wo wir hingehen. Er war ein pensionierten Arzt, der hier in Beijing in einem Spital arbeitete.

Er lud uns gleich ein, mit ihm den Temple of Heaven zu besuchen, denn er wie seine Westentasche kennt.

Am Dienstag ging es los und er fuehrte uns durch den geschichtstraechtigen Park und erklaerte uns viele Details. Ich war ueberrascht ueber die Freiwilligkeit seines Tuns.

Leider haben wir in spaeter aus den Augen verloren, aber vielleicht seh ich ihn wieder, wenn ich zurueck nach Beijing komme.

ein kleines Abenteuer

Am Abend kamen wir mit dem Bus vom Sommerpalast zurueck, der sehr schoen war. Wir verpassten die Station, wo wir auf die Metro umsteigen haetten sollen. Nun fuhren wir bis an die Endstation.

Beim Aussteigen fragten wir den Kondukteur, wie wir wohl am besten weiterkommen koennten. Natuerlich sprach er kein English.

Er bedeutete uns, im Bus zu bleiben. Er stieg hastig aus, lief nach vorne und fing an, die Busse vor uns herumzudirigieren, sodass unser Bus durchfahren konnte. Zuforderst bedeutete er uns, auszusteigen, fuehrte uns zum vorderen Bus und redete auf die Kontrolleurin in, dass sie uns ja am richtigen Ort rauswarf und verschwand so hastig, wie die ganze Angelegenheit war. Wir hatten nicht einmal Gelegenheit Danke zu sagen.

Wir waren beeindruckt. Dies ist eine andere Seite von China. Es gibt sehr viele hilfsbereite Leute, die unkompliziert ihr moeglichstes tun.